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27. November 2017 - Heizen und Duschen mit Solarstrom

Vergessen Sie, was Sie gelernt haben: Heizen mit Strom ist jetzt umweltfreundlich

Warmwasser, Solaranlage, Solarstrom, Tauchsieder

Wasser oder gar Radiatoren mit Strom zu erwärmen ist im Grunde Energieverschwendung, hieß es immer. Denn  bei der Umwandlung geht zu viel Energie unnötig verlroen. Das stimmt aber nicht mehr, wenn es Strom im Überfluss gibt – zum Beispiel tagsüber aus einer Solaranlage.

Die Gewinnung von Strom aus Sonnenlicht – auch Photovoltaik genannt – wird immer günstiger. Eine Einspeisung des Stroms in das öffentliche Netz rechnet sich allerdings kaum noch, weil die gesetzliche Einspeisevergütung in den vergangenen Jahren stark gesenkt wurde. Wenn sich die Stromgewinnung wirtschaftlich lohnen soll, muss der Hausbesitzer die Energie selbst verbrauchen – und dafür gibt es genügend sinnvolle Einsatzmöglichkeiten.

Mittlerweile lohnt es sich sogar, warmes Wasser fürs Duschen und Baden oder die Heizung mit Solarstrom zu erwärmen. Mit Strom wohlgemerkt – als Alternative zur Solarthermie. „Die Idee ist relativ neu, aber jetzt rechnet es sich“, sagt Boris Estermann, Vorsitzender des Fachverbands Energie- und Gebäudetechnik Deutschland.  „Das ist die logische Konsequenz der Preisentwicklung bei der Photovoltaik.“ Denn je nach Anlagengröße, Dachausrichtung und Wohnort in Deutschland kann ein Hausbesitzer seinen Solarstrom in Deutschland heute schon für 15 Cent je Kilowattstunde produzieren. Strom aus der Steckdose kostet dagegen im Schnitt 28 Cent.

Tauchsieder mit 99 Prozent Wirkungsgrad

Um mit Solarstrom Heizungs- oder Brauchwasser zum Duschen zu erwärmen, wird ein Heizstab direkt an den Warmwasserspeicher angeschlossen. Er arbeitet ähnlich wie ein Tauchsieder. Ein Einbauanschluss für den elektrischen Tauchsieder ist in den meisten modernen Warmwasserspeichern bereits vorhanden. Der Wirkungsgrad eines solchen Solarheizstabes liegt bei 99 Prozent. Das bedeutet, dass fast die gesamte Energie, die die Photovoltaikmodule als Strom liefern, in Wärme umgewandelt werden in den Wärmekreislauf des Hauses einfließen kann. Damit macht es Sinn, den Solarstrom, der tagsüber erzeugt wird, wenn niemand zu Hause ist, in Warmwasser umzusetzen – und zu speichern.

Warmwasser, Solaranlage, Solarstrom, Tauchsieder

Erhöhung des Eigenverbrauchs durch Warmwasserspeicher

Ist die Solaranlage auf Eigenverbrauch ausgelegt, versorgt der Solarstrom zunächst alle möglichen elektrischen Verbaucher im Haus und füllt dann idealerweise noch einen Batteriespeicher. Weitere Überschüsse, die sonst für dei geringe Einspeisevergütung in das öffentliche Netz abgegeben werden müssten, landen nun als Heizenergie im Warmwasserspeicher. „Damit hat man gewissermaßen einen zweiten Speicher für seinen Solarstrom, eben nur in Form von Wärme“, erklärt Heiko Schwarzburger, Chefredakteur des unabhängigen Branchenmagazins photovoltaik. „Damit ist man in Sachen Strom wieder einen Schritt unabhängiger vom Stromanbieter, was viele Verbraucher ja wollen.“

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Advanced Energy

Wichtig dabei ist aus Sicht von Schwarzburger, dass die Kreisläufe der Heizung und des Warmwassers in einem Haushalt physisch voneinander getrennt sind. „So kann das Heizsystem im Sommer komplett ausgestellt werden, denn in der warmen Jahreszeit benötigt man eben nur Warmwasser“, erklärt der Experte.

Auch eine Nachrüstung rechnet sich

Solarheizstäbe eignen sich auch als Nachrüstung in bestehenden Solaranlagen. Im Gegensatz zu anderen Technologien zur solaren Warmwassererzeugung – etwa aus Solarthermie – werden weder Installationsschächte für Rohre oder Pumpengruppen benötigt, noch müssen Rohre speziell isoliert werden. Die benötigten Kabel zwischen dem Solarstromanschluss und der Heizung oder dem Warmwasserspeicher lassen sich einfach verlegen. Ein Solarheizstab kostet rund 500 Euro, ohne Installation. „Mittlerweile gibt es rund 15 Anbieter solcher Solarheizstäbe“, weiß Schwarzburger. Wer keine Photovoltaikanlage besitzt, kann sich einen solchen Heizstab auch im Set mit zehn Solarmodulen für rund 2.000 Euro kaufen.

„In einem Vier-Personenhaushalt lässt sich eine solare Abdeckung der Warmwasserbereitung von über 70 Prozent im Jahr erreichen“, sagt Christina Liebman Advanced Energy. Das US-amerikanische Unternehmen solche Solarheizstäbe an.. Das spart beispielsweise bei einem zwölf Jahre alten 12-Kilowatt-Ölkessel rund 340 Liter Heizöl jährlich ein – und das für die nächsten 25 Jahre.“

Quelle: FOCUS-Online-Autor