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6. Oktober 2020 - Immer höhere Immobilienkredite – So finanziert Deutschland

Immobilien boomen. Drei Kriterien verstärken sich derzeit: Aufgrund der steigenden Preise und der dauerhaft niedrigen Bauzinsen müssen Kaufende immer höhere Kredite aufnehmen. Banken reagieren mit einer Anhebung des Risikopuffers.

Obwohl die Bauzinsen im letzten Monat einen Sprung nach oben gemacht haben, sind sie noch immer enorm günstig. Ein Paradies für alle, die eine Immobilie kaufen oder bauen möchten. Die Kehrseite der Medaille: Die Preise wachsen in den Himmel und nicht immer entspricht der tatsächliche Wert der Immobilien auch den aufgerufenen Preisen. Die Folge: Kaufwillige müssen immer größere Kredite aufnehmen, um ihre Wunschimmobilie zu erwerben.

Finanzierungssumme stieg enorm in den letzten 10 Jahren

Der Baufinanzierungsvermittler Interhyp hat sich 600.000 Finanzierungsabschlüsse zwischen 2010 und 2020 angesehen und verglichen. Das Ergebnis: Die Finanzierungssummen sind in den zehn Jahren von durchschnittlich 277.000 Euro (2010) auf mittlerweile 434.000 Euro (2020) gestiegen. Das ist eine Steigerung von rund 57 Prozent.

Mehr Eigenkapital nötig

Die monatlichen Raten sind dennoch nicht zu hoch geworden, weil auch das Zinsniveau von rund vier Prozent (2010) auf unter ein Prozent (2020) geschrumpft ist. Um die Kredite stemmen zu können, hätten sich auch die anfänglichen Tilgungsraten (von durchschnittlich 2,6 auf 3,3 Prozent) erhöht, ebenso wie die Zinsbindungsfristen (von durchschnittlich 11,6 Jahren auf 13,7 Jahre). Immobilienkaufende benötigen heute auch mehr Eigenkapital, um eine sichere Finanzierung auf die Beine zu stellen: 2010 waren es durchschnittlich 83.000 Euro, 2020 sind es 111.000 Euro.

Banken verschärfen Kreditrichtlinien

Wenn Kaufsuchende aufgrund von Kurzarbeit oder Jobverlust Ihre Finanzstärke in der Zukunft schwinden sehen, werden sie vorsichtiger. Und so geht es auch den Banken, die neben höheren Eigenkapitalanforderungen noch etwas genauer hinschauen, welche Kreditsummen sie für eine Immobilie locker machen. Selbst die Deutsche Bundesbank hat dies bei den quartalsweisen Umfragen bei deutschen Banken zum Kreditgeschäft im Juli festgestellt: Die befragten Banken verschärfen ihre internen Kreditrichtlinien in allen Bereichen, auch bei den Wohnungsbaukrediten: „Der Anteil der abgelehnten Kreditanträge stieg infolge der gestrafften Kreditvergabemaßstäbe und auch wegen einer verschlechterten Bonität der Antragsteller infolge der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie in allen Kreditsegmenten deutlich an.“ Das führte letztlich sogar dazu, dass die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten seit Ende 2017 erstmals zurückging.

Tipp: Ein besonders wichtiger Faktor bei der Kreditvergabe ist das vorhandene Eigenkapital. Du solltest damit mindestens die Kaufnebenkosten bezahlen können, besser noch einen gewissen Teil der Kaufsumme. Mobilisiere Eigenkapital in Form von Lebensversicherungen oder zuteilungsreifen Bausparverträgen, Spar- und Festgeldkonten. Sogar Privatkredite von Verwandten können sinnvoll sein, damit Sie den nötigen Kredit und damit das Risiko für die finanzierende Bank reduzieren und die Chancen auf eine Darlehenszusage erhöhen.

Quelle: Immoscout24